Die 10 Gebote des Otto Pankok

Fast jeder in den alttestamentlich mit geprägten Teilen der Welt hat sie einmal auswendig gelernt: Die zehn Gebote aus der Bibel, wie sie im 2. und 5. Buch Mose (Exodus 20,2–17 und Deuteronomium 5,6–21) genannt werden. Sie sollen als Grundlage des Denkens und Handelns dem Menschen Stütze sein. Moses mit den Gesetzestafeln, auf denen die Zehn Gebote stehen, ist auch ein wiederkehrendes Motiv in der Kunst.

Nicht wenige Autoren oder Künstler haben entsprechend ihrerseits plakative „10 Gebote“ ausgegeben, um ihre Grundsätze zu formulieren und den Rezipienten zu erklären. Nicht immer sind diese Listen völlig ernst gemeint sondern laden auch zu freiem Denken ein. So hat der deutsche Maler, Grafiker, Designer und Bildhauer Otmar Alt in seinen eigenen 10 Geboten Aufforderungen untergebracht wie „Lache viel und gern“. Sie sind in Gänze hier in einem Blog eines Kunstlehrers nachzulesen.

Der durch „Der Name der Rose“ weltberühmt gewordene Autor Umberto Eco schuf zehn Gebote, mit denen er dazu auffordert, korrekt zu zitieren. Nachzulesen sind diese in seinem 1977 verfassten Werk Wie man eine wissenschaftliche Abschlussarbeit schreibt (in Deutschland erschienen in Heidelberg bei C. F. Müller). In vielen Seminaren für Erstsemester an den Universitäten werden die zehn Leitsätze inzwischen empfohlen.

Auch Otto Pankok wusste seine Arbeitsgrundsätze deutlich zu formulieren. Sie sind in seinem Buch „Stern und Blume“ nachzulesen, das 1930 in Düsseldorf erschien:

1. Du sollst den Kitsch riskieren.
2. Du sollst nicht für Ausstellungen malen.
3. Du sollst einen Baum für wichtiger halten als eine Erfindung von Picasso.
4. Du sollst dich vor dem persönlichen Stil hüten.
5. Du sollst nur deinen Träumen trauen.
6. Du sollst deine schlechten Bilder schnell vergessen.
7. Du sollst deine guten Bilder nicht anbeten.
8. Du sollst vor jedem Bild, das du beginnst, das Gefühl haben, es wäre dein erstes.
9. Du sollst krass ablehnen, was dir nicht passt, und wäre es Rembrandt oder Chagall.
10. Du sollst das Publikum nicht für dümmer halten als dich selbst.


Ein weiterer Text von Otto Pankok

Was Ihr durchblättert in meinem Werk, ist viel Armut,
viele Bilder von erniedrigten Menschen, verstoßenen Kindern, verachteten Tieren, viele einsame Dinge und verschollenes Land.

Regen und dunkel drohender Himmel.

Steinige Äcker, Eisesglätte, beißender Wind und schwerer Schnee.

Hingemordete Menschen und auf ihr Verhängnis wartende Juden,
Hungernde und Frierende in armseligen Hütten, auf Stroh ausgestreckte Arme
und tiefäugige Bettler. Zigeuner, viele Zigeuner, Zigeunerkinder.
Und dann Wolken und hohe Himmel, Bäume, trocken Knisterndes und Wucherndes, das aus dem treibenden Boden sprießt.

Schweine wie Gefangene in ihrer Zelle; Rinder auf weiten Wiesenflächen und
Pferde, jung auf den Wiesen spielend und zu Tode gerackerte alte und geschundene. Wald, Gräser, Rankendes und Blumen.

Blumensträuße und Sternenhimmel.
Spielende Teiche und schwarze Tümpel im Moor. Über allem der Himmel.
Über allem die Sonne und feierlich der Mond.
Durch alles hindurch der wehende freie Wind.

Die Welt ist eine einsame Welt, aber sie ist reich, ja von unausschöpfbarer Fülle,
sie ist voll brausenden Glanzes und kühner Flächen
und voll von wilder und berauschender Schönheit.

Was sind uns Blumensträuße,
wenn wir nicht den kargen Winter des Elends durchfroren haben?
Wir beargwöhnen diese Blumenmaler,
die nicht um die Tragik der geknickten Blüten wissen.

Wir haben das beißende Elend kennengelernt, und der Tod war hinter uns her,
aber wir werden das Gold auf der Straße finden lernen.
Aus Pfützen glitzert uns Sonne zu und blau lachender Himmel.

Aus „Otto Pankok“, Elefanten Press Verlag 1982

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